Gehe doch dahin wo der Pfeffer wächst eine Geschichte über Eltern-Kind-Entfremdung

Gehe doch dahin wo der Pfeffer wächst

Gehe doch dahin wo der Pfeffer wächst, ist eine Geschichte von einem Mädchen die Eltern-Kind-Entfremdung erlebt hat.

Was sie sich dabei gedacht hat, wie sie sich gefühlt hat. Zum Schluss ist der Ausgang nicht so wie erwartet, aber das Leben hält sich nicht an Statistiken. Es ist eine Eltern-Kind-Entfremdung wie sie jeden Tag in Deutschland passiert. Es ist schade das ein Kind welches mal ein gutes Verhältnis zum anderen Elternteil hatte, dann irgendwann denke, weißt du was Gehe doch dahin wo der Pfeffer wächst.

Gehe doch dahin wo der Pfeffer wächst ein reales Hochzeitsbild

Ich war dabei!

Weiblich, Mitte Zwanzig, verliebt in einer festen Partnerschaft, das bin ich.

Wir sind seit drei Jahren ein Paar, vor einem Jahr sind wir zusammengezogen. Ziemlich schnell war für mich klar, dass ist der Richtige. Mit ihm möchte ich gemeinsam alt werden, Kinder bekommen und…… und dann werde ich traurig. Traurig, obwohl ich doch glücklich sein müsste. Meine Gefühle werden erwidert, wir lieben und achten uns. Mein Partner denkt genauso wie ich, wir passen perfekt zusammen. Daher haben wir uns eine gemeinsame Wohnung gesucht und insgeheim warte ich darauf, dass er mir einen Antrag macht. Und gleichzeitig habe ich Angst davor, dass es mir genauso geht wie Mama, das ich irgendwann sage gehe doch dahin wo der Pfeffer wächst.

Aber warum?

Weil ich schon als kleines Mädchen von einer Prinzessinnenhochzeit träumte und dazu gehört für mich auch, von meinem Vater zum Altar geführt und übergeben zu werden. Doch den Vater habe ich nicht. Nein, er ist nicht tot. Er lebt und das nicht mal weit entfernt von uns. Trotzdem ist er nicht da. Er ist wie ein Fremder für mich. Und schon wieder ist da die Frage nach dem Warum. Ich bin bei meiner Mutter aufgewachsen. Sie und mein Vater haben sich getrennt als ich in die Schule kam.

Papa spielt mit seiner Tochter auf dem Spielplatz

Papa

Am Anfang hat mich Papa regelmäßig abgeholt, wir waren spielen, toben, haben viel Blödsinn gemacht. Nach und nach schlief das aber ein. Er kam nicht mehr regelmäßig, er hatte weniger, später kaum noch Zeit für mich. Ich wollte ihm zeigen, was ich beim Ballett Neues gelernt habe, das interessierte ihn aber nicht.

Und dann waren da die vielen kleinen Spitzen von Mama. „Kein Verlass auf deinen Vater“, „der hat nur sich im Kopf“, „was meinst du, warum er uns verlassen hat“. Sie hat nicht offen schlecht über ihn geredet, mir gegenüber keine Vorwürfe über ihn verlauten lassen.

Der Ton machte die Musik. Wenn Papa anrief, um einen Termin abzusagen, hörte ich. „Er hat schon wieder was Besseres vor“. Ich hatte jedes Mal das Gefühl, Mama weh zu tun, wenn Papa mich abholte. Sie war traurig, das konnte ich merken. Sie weinte, auch wenn sie das mir gegenüber nicht zeigte. Ich wusste das. Es dauerte nicht lange, da freute ich mich auf die Besuche bei Papa und war gleichzeitig traurig wegen Mama.

Mama

Sie kümmerte sich jeden Tag liebevoll um mich, es gab kaum Stress zwischen uns. Sie erfüllte mir beinahe jeden Wunsch, auch wenn ich wusste, dass sie nicht wirklich viel Geld zur Verfügung hatte. Und ich war so egoistisch und tat ihr weh damit. Gehe doch dahin wo der Pfeffer wächst hat Papa schließlich in die Tat umgesetzt. Er hat uns sitzen lassen. Wäre er dageblieben, hätten wir heute die Probleme nicht. Ich bräuchte mich nicht entscheiden und Mama hätte es viel einfacher gehabt. So dachte ich, in meiner kleinen Welt, mit acht – neun Jahren.

Gehe doch dahin wo der Pfeffer wächst.

Gehe doch dahin wo der Pfeffer wächst mit deiner Puppe

Und dann kam da mein zehnter Geburtstag. Ich wünsche mir von meinem Vater ein Handy. All meine Freundinnen hatten bereits eines nur ich nicht. Doch ich bekam es nicht, mit der Aussage, wenn dann sei das Mamas Aufgabe, schließlich bezahle er ja jeden Monat Unterhalt.

Es gab eine bescheuerte Puppe, und das, wo ich doch Puppen hasste. Räubern und Toben wollte ich, mit Actionfiguren spielen und nicht mit einer Barbie. Ich war endtäuscht. Ich hasste Ihn, sosehr wie ich diese blöde Puppe hasste. Gehe doch dahin wo der Pfeffer wächst dachte ich. Und von Mama kam wieder nur ein „siehste, er interessiert sich gar nicht für das, was du willst“ und dass verbunden mit dem Handy, was ich mir so sehnlichst gewünscht hatte.

Da beschloss ich, Papa zu hassen. Er hatte mir weh getan, er hatte Mama weh getan, er hatte uns verlassen. Das sei alles seine Schuld, mit dem möchte ich nichts mehr zu tun haben. Als ich das meiner Mutter sagte, bemerkte ich etwas Interessantes, sie strahlte, sie war glücklich und dies, obwohl ich über Papa redete.
Sie schlug ruck zuck vor, dass wir zum Gericht gehen sollten und ich dort sagen sollte, was ich ihr gerade gesagt hätte. Wenn ich das nicht wolle, könne man mich nicht zwingen, zu Papa zu gehen. Ich müsse das nur, und das könne ich – schließlich sei ich schon zehn – vernünftig begründen. Ich müsst mir Beispiele überlegen, warum ich nicht mehr zu ihm wollte.

Ein Gerichtsgebäude in Blau

Zum Gericht

Und so machten wir das. Mama sagte immer wieder, dass ich nicht das nacherzählen dürfte, was sie immer gesagt hätte. Ich solle mir meine eigene Geschichte überlegen, denn da würde ein Richter mit mir reden und Mama dürfte da nicht mit dabei sein. Ich sollte mir die Geschichte gut einprägen, wie ein Gedicht in der Schule, damit ich bei allen die mit mir darüber redeten immer dasselbe erzählte.
So machte ich das auch. Ich ging in den nächsten Wochen nicht mehr zu Papa, wollte nicht mehr mit ihm telefonieren, wenn er anrief. Ich merkte, wie Mama sich immer öfter am Telefon mit ihm stritt. Sie nahm mich in Schutz und das gefiel mir. Das hatte er nun von seiner blöden Puppe.

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Beim Richter

Schließlich kam der Tag, an dem wir zum Gericht mussten. Ich brauchte nicht in die Schule, kein Mathe, ich durfte mein Lieblingskleid anziehen und los ging es. Zuerst redete die Frau mit mir, die vorher schon zwei Mal bei uns war und mit mir redete. Sie sei meine Anwältin, sagte sie mir beim ersten Treffen. Heute weiß ich, dass das meine Verfahrensbeiständin war. Danach ging sie mit mir zusammen in ein großes Zimmer, wo der Richter auf mich wartete. Als ich reinkam, musste ich lachen. Der hatte ja gar kein schwarzes Nachthemd an. Der hatte eine braune Cordhose an, ein buntes Hemd und dazu Hosenträger. Der sah aus wie mein Opa… Auch bei ihm musste ich erzählen, warum ich nicht mehr zu Papa wollte, und ich machte es.

Ein Polizist und ein kleines Mädchen was warten

Warten

Danach hieß es warten. Mama und der Richter und die anderen wollten jetzt besprechen, wie es weitergehen sollte. Ich rief noch hinterher, was sie mit Papa machen sollen. Gehe doch dahin wo der Pfeffer wächst und lasse uns in Ruhe. Schließlich hat er sich nie um uns gekümmert, sondern nur sein eigenes Ding gemacht, da könne er gleichbleiben, wo der Pfeffer wächst. Dass der nur in den Tropen wächst, hatten wir nämlich in Erdkunde schon gelernt.

Ich durfte bei einem Wachmann mit Polizeiuniform warten und das fand ich ziemlich cool. Mein eigener Bodyguard, so mit Funkgerät und Waffe und so. Als Zehnjährige war das mächtig beeindruckend für mich. Und dann kamen Mama und die Frau von vorhin und Mama strahlte. Die Frau sagte mir dann, dass ich keine Angst mehr haben müsste, Papa dürfte mich jetzt nicht mehr besuchen und nicht mehr anrufen. Mama hätte gewonnen. Er muss da bleiben wo der Pfeffer wächst.

Sie steht mir 18 am Grab und redet mit Ihrem Opa in Gedanken

Ruhe

Nun kehrte Ruhe daheim ein. Mama war nicht mehr traurig, wenn das Thema auf Papa zu sprechen kam, eigentlich gab es aber ja gar keinen Grund, über Papa zu reden, also taten wir das auch nicht. Manchmal war ich schon etwas traurig, wenn ich meine Freundinnen heimlich dabei beobachtete, wie sie mit ihren Vätern umgingen, aber ich hatte schließlich Mama. Sie war da, sie beschützte mich, sie kümmerte sich um mich.

Opa

Und dann starb mein Opa. Ich war knapp 18 Jahre alt, fast volljährig und wurde das erste Mal ganz bewusst mit dem Tod konfrontiert. Ich hatte immer ein tolles Verhältnis zu meinem Opa und doch merkte ich, dass da noch einiges unausgesprochen blieb. Das beschäftigte mich. Tage, Wochen dachte ich darüber nach, bis ich meinen Weg fand, dies für mich zu bewältigen. Ich besuchte das Grab und redete in Gedanken mit Opa, das half mir.

Mir geht Papa nicht mehr aus dem Kopf

Gedanken

Wochen vergingen, da regte sich plötzlich ein anderer Gedanke in mir. Nämlich der nach Papa. Mit Opa konnte ich in Gedanken reden, schließlich waren wir uns sehr vertraut. Doch mit Papa ging das nicht, ich kannte ihn ja nicht wirklich. Monate vergingen und immer wieder kamen Gedanken nach Papa hoch. Mama konnte und wollte ich damit nicht belasten, doch allein kam ich damit irgendwie auch nicht mehr klar.

Gespräch mit der Freundin

Eine Freundin

Wochen vergingen, da regte sich plötzlich ein anderer Gedanke in mir. Nämlich der nach Papa. Mit Opa konnte ich in Gedanken reden, schließlich waren wir uns sehr vertraut. Doch mit Papa ging das nicht, ich kannte ihn ja nicht wirklich. Monate vergingen und immer wieder kamen Gedanken nach Papa hoch. Mama konnte und wollte ich damit nicht belasten, doch allein kam ich damit irgendwie auch nicht mehr klar.

Warum, Wieso, Weshalb

Doch dann lief alles irgendwie ganz anders. Ich klingelte, Papa öffnete, ich trat ein und es brach die Flut der „Warumfragen“ aus mir heraus.
Im Laufe des Gespräches kamen immer wieder Vorwürfe gegen meine Mutter zum Vorschein. Irgendwie klang das, was Papa sagte, andererseits aber auch schlüssig. Auch er sei nach jedem Besuch traurig gewesen, hätte aber versucht, sich mir zuliebe nichts anmerken zu lassen. Er hätte versucht, an der Besuchsregelung unbedingt festzuhalten, immer wieder seine allerdings Termine von Mamas Seite aus abgesagt worden. Ich sei krank, ich würde bei einer Freundin übernachten, ich hätte eine Ballettaufführung… Zum zehnten könnte er mir schenken, was er wolle, von ihr würde ich ein Handy bekommen da bräuchte ich noch nicht mal mit der Megasonderedition von Barby auftauchen, das würde nichts bringen…

Nachdenklich

Und nun saß ich da und kam ins Grübeln. Und ich merkte, wie naiv ich als Zehnjährige war, als der Umgangsausschluss in die Tat umgesetzt wurde. Natürlich machte er meiner Mutter Vorwürfe. Mama war damals viel vorsichtiger mit ihren Anschuldigungen als Papa jetzt. Hatte Mama vielleicht doch recht, mit dem was sie früher immer sagte? Ich bin hin und her gerissen und habe beschlossen, erst mal meine Gedanken und Gefühle zu sortieren. Ob ich Ihn wiedersehen möchte, hat er mich beim Abschied gefragt. Ja, habe ich geantwortet, aber ich brauche Zeit. Ich melde mich, versprochen, aber nicht sofort und nicht übernächste Woche.

Gefühls durcheinander

Ich bin hin und her gerissen in meinen Gefühlen.
Mama hat Recht.
Papa hat recht.
Beide haben unrecht.
Beide haben recht, aus ihrer Sicht und mit ihrer Version der Geschichte.
Wer nun endgültig recht hat, werde ich wohl niemals herausfinden. Fakt ist allerdings, dass nicht Mama vor dem Traualtar in der vordersten Reihe sitzen wird, während Papa mich zum Altar führt. Fakt ist auch, dass ich keine Lust habe, weiterhin zwischen den Fronten zu stehen.

Gehe doch dahin wo der Pfeffer wächst.

Benehmen wie Erwachsene

Ich werde nicht den einen einladen und die andere nicht oder umgekehrt.
Ich erwarte von beiden, dass sie sich wie Erwachsene benehmen und zusammen als Brauteltern auftauchen und sich auch so benehmen oder sie sollen beide bleiben, wo der Pfeffer wächst, nämlich auf Madagaskar, Erdkunde war wohl doch nicht so erfolgreich, wie ich es damals dachte.

Und dann kam er, der Antrag.

Mit einem Strahlen in seinen Augen ging er vor mir in die Knie, hielt meine Hand, mit der anderen hielt er einen Ring und fragte, ob ich ihn heiraten möchte und er mir zum Zeichen unserer Liebe den Verlobungsring anstecken dürfte.

Und ich sagte ja, aus voller Überzeugung Ja.

Ihr Freund macht ihr einen Heiratsantrag
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